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 Charlie - Breathe

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Saeeya
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Anzahl der Beiträge : 3
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Charlie - Breathe Empty
BeitragThema: Charlie - Breathe   Charlie - Breathe Icon_minitimeMi Jul 24, 2024 1:20 am

Atmen.
Er musste atmen.
Die Stirn lehnte gegen den kühlen Holzboden, der Körper gekrümmt und die eigenen Arme um sich selbst gelegt.
Atme.
Eine Mahnung, ein Mantra immer wieder musste er es sich sagen.
Atme.
Jeder atemzug fühlte sich an wie sein erster. Als hatte seine Lunge vergessen Sauerstoff auf zu nehmen und müsste es bei jedem mal wider neu erlernen.
Leise tropfte warmes Blut auf den Boden, fast im Takt der alten Uhr an der Wand über dem noch älteren Bett. Und wieder ein zittriger Atemzug. Die Hand die sich auf den eigenen Mund legte um ein Geräusch zu ersticken, welches die Kehle des Teenagers hinauf kriechen wollte, bei dem Versuch sich zu bewegen.
Atme.
Es war Gewohnheit geworden. Die erniedrigung und die Schläge. Er hatte sich daran gewöhnt- zumindest war er gut darin, sich das ein zu reden. Er kam immer wieder auf die Beine, schüttelte es ab, spätestens am nächsten Morgen saß er bei seinen Freunden in der Schule, scherzte auf seine eigenen Kosten. Schien mit leichtigkeit den Schulalltag zu bewältigen.
Heute hatte er das erste mal Zweifel daran, morgen in der Schule sitzen zu können. Morgen auf stehen zu können.
Wieder ein zittriger Atemzug. Wieder ein Versuch auf zu stehen und wieder ein klägliches versagen. Irgend etwas war anders. Irgend etwas war kaputt gegangen, irgend etwas das diesen Schmerz durch seinen Köper jagte der ihm schwarze Schleier vor augen legte.
Atme.
Draußen waren Schritte, liefen an seiner Tür vorbei und nur einen Moment hielt Charlie die Luft an. Als würde auch nur das kleinste Geräusch einen weiteren Ausbruch auslösen.
Als würde jedes Geräusch die Hölle erneut aufbrechen lassen.
Er wusste nicht wann es das letzte mal so schlimm war. Alles klang weit entfernt, wie unter Wasser, alles fühlte sich unreal an, als wäre er nicht hier, würde alles irgendwie aus einer weiten Entfernung wahrnehmen.
Er wusste nicht woher sein Vater von Eloy wusste.
Wusste nicht woher er wusste das da etwas zwischen ihnen war. Aber es war auch nicht wichtig. Wichtig war, das es das schlimmste war, das ihm hatte passieren können.
Die letzte Sicherung welche dem älteren Mann auf dem Flur durchgebrannt war.
Gott atme.

Es war still im Haus und Charlie wusste nicht, wie lang er in dieser Position verharrt war. Unfähig sich zu bewegen, ob aus Angst oder Schmerz er wusste es nicht.
Das Blut war längst eingetrocknet auf dem zerkratzten Holzboden und nur langsam, als müsse er noch immer jedes Geräusch vermeiden bewegte der geschundene Körper sich. Fast in Zeitlupe, musste immer wieder inne halten, immer wieder die Überwindung aufbringen sich durch den Schmerz zu kämpfen der seinen Kopf so leer machte.
Nicht die gute Art von leer. Nicht die Art von leer die sein Kopf war, wenn er seine Wut gegen sich selbst gerichtet hatte. Nein die Art von Leer die alles in Schutt und Asche legte. Alle Gedanken zerriss und nichts als Chaos hinterließ.
Leise bewegten sich unsichere Schritte durchs Zimmer. Bluverschmierte Hände griffen scheinbar wahllos nach kleidung, nach Schulbüchern, nach allem das irgendwie wichtig war.
Nach seinem Handy, welches Kaputt, zerschmettert an der Tür lag. Er wusste nicht wieso er es einpackte. Es wäre ein Wunder wenn es anschalten würde.
Der Rucksack über eine Schulter gelegt, das Ziehen in selbiger versucht ignorierend griff die zittrige Hand nach der hellen Tasche in welcher Kleidung gestopft war.
Charlies Herz raste als er seine Zimmertür öffnete, als er zusammenzuckte weil das alte Türblatt dieses unverkennbare Geräusch von sich gab. Sein herz zersprang beinahe als er durch den Flur schritt, den Atem anhaltend, um jedes Geräusch zu hören das als Vorwarnung diente, als die Haustür schließlich hinter ihm ins Schloss fiel.

Charlie hatte keine Ahnung wie spät es war. Keine Ahnung wohin er gehen sollte. Sein Verstand sagte ihm: Krankenhaus.
Sein Gefühl schrie danach einfach zu Eloy zu fahren, die Wärme des Anderen würde die Welt wieder grade biegen.
Seine Schritte endeten jedoch dort, wo er immer sein Refugium gefunden hatte.
Der Schule.
Es war leicht auf das Schulgelände zu gelangen und nur beilläufig wischte der Schüler sich mit dem Ärmel seines Hoodies übers Gesicht, zuckte zusammen ob der Schmerzen die von seiner, wahrscheinlich gebrochenen, Nase ausstrahlte.
Der Rucksack landete zuerst auf einer der Bänke, ehe er selbst ebenfalls das feuchte Holz unter sich fühlte.
Stille.
Ohrenbetäubende Stille die erst durchbrochen wurde, durch das leise Geräusch das aus Charlies Kehle floh als die Anspannung abfiel und den Tränen platz machte, dafür sorgte das er sich beinahe in sich verkroch und einfach weinte. Das erste mal seit- er wuste nicht seit wann.
Er wollte Eloy schreiben. Wollte zu ihm und doch wollte er den Anderen nicht belasten. Nicht wieder mit all dem Konfrontieren. Er hatte den Fehler einmal gemacht seinen Freund mit zu seiner Familie zu nehmen. Hatte den Fehler gemacht ihm Einblick darin zu gewähren was hinter geschlossenen Türen vor sich ging. Er hatte die Distanz gebrochen die er bereits bereute aufgegeben zu haben.
Er hätte Eloy nie etwas sagen dürfen. Ihn nie mitbringen dürfen. Würde er ihn morgen in der Schule sehen. Er wüsste Charlie hatte keinen Unfall. Wüsste es war keine Schlägerei in irgend einem Club. Er wüsste es war der Vater des Schülers. Und allein der Gedanke sorgte dafür, das Charlie sich nackt fühlte.
Und das schlimmste war das Wissen das Eloy fragen würde, das er sich sorgen machte.
Und das Charlie wusste, er würde ihn anlügen.
Er würde die Nacht hier verbringen. Morgens irgend wo hin, um sich sauber zu machen, sich um zu ziehen und dann zur Schule gehen. Als sei nichts gewesen. Er würde Eloy nicht sagen warum sein Vater wieder getan hatte was er getan hatte.
Und er würde Eloy auch nicht sagen, das er nicht wieder nach Hause gehen würde.
Wahrscheinlich würde er auf dem Gelände der Schule schlafen, oder in der Nähe im Park, in einem der Verlassenen Gebäude- er würde etwas finden. Alles war besser als wieder nach Hause. Und alles war besser als die Sorge in Eloys Gesicht.

Denn Charlie hatte angst- den nächsten Ausbruch würde er nicht überleben.
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